[rohrpost] Ausschreibung zum DFG-Graduiertenkolleg 1539:
Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens
Rymarowicz
rymarow at uni-potsdam.de
Fre Dez 10 09:13:09 CET 2010
Ausschreibung zum DFG-Graduiertenkolleg 1539: Sichtbarkeit und
Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens
Die Universität Potsdam schreibt 12 Promotionsstipendien und zwei
Postdok-Stipendien im Rahmen des interdisziplinären DFG-Graduiertenkollegs
„Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des Bildwissens“ (GRK
1539/1) mit Beginn am 1. April 2011 aus.
Das Graduiertenkolleg beschäftigt sich mit Bild- und
Visualisierungsprozessen aller Art in den Wissenschaften und Künsten.
Vertreten sind neben Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften,
Allgemeiner und Vergleichender sowie mediävistischer Literaturwissenschaft
auch Kognitionspsychologie, die Mathematik dynamischer Systeme, Informatik
und Geoinformatik (Kartographie) sowie Design- und Gestaltungsfächer.
Beteiligte Fächer:
Prof. Dr. Hartmut Asche
Geoinformatik, Kartografie
http://www.geographie.uni-potsdam.de/mitarbeiter/asche/
Prof. Dr. Ute von Bloh
Mediävistik: Deutsche Literatur des Mittelalters
http://www.uni-potsdam.de/u/germanistik/mediaevistik/1_anfang.htm
Prof. Dr. Arthur Engelbert (FH)
Kunstwissenschaft: Medientheorie und Medienpraxis, Theorie der Fotografie
http://arthur-engelbert.de/tag/fh-p/
Prof. Dr. Ottmar Ette
Romanistik: Iberiamerikanische Literaturen
http://www.uni-potsdam.de/romanistik/ette/
Prof. Winfried Gerling (FH)
Konzeption und Ästhetik neuer Medien: Fotografie, Medienkunst,
Installationskunst
http://emw.fh-potsdam.de/personen_lehrende_portrait.php?tid=6
Prof. Dr. Reinhold Kliegl
Kognitionspsychologie: Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsforschung
http://www.psych.uni-potsdam.de/people/kliegl/index-d.html
Prof. Dr. Sybille Krämer (FU)
Philosophie: Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie, Diagrammatologie,
Medienphilosophie
http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we01/arbeitsbereiche/ab_kraeme
r/index.html
Prof. Dr. Dr. Jürgen Kurths
Physik, Mathematik: Komplexe, dynamische Systeme
http://www.pik-potsdam.de/members/kurths/prof-dr-dr-h-c-jurgen-kurths?set_la
nguage=de
Prof. Dr. Andreas Köstler
Kunstgeschichte: Ikonologie der Repräsentation, Artefaktforschung
http://www.uni-potsdam.de/kunstgeschichte/personal/koestler.html
Prof. Dr. Gertrud Lehnert
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft: Figuration, Mode, Räume
http://www.uni-potsdam.de/u/avl/lehnert.html
Prof. Dr. Dieter Mersch
Medienwissenschaft: Medien- und Bildtheorie, Philosophie, Ästhetik,
Kunsttheorie
http://www.dieter-mersch.de/
Prof. Dr. Thorsten Schaub
Informatik: Wissensdarstellung und Modellierung von Wissenssystemen
http://www.cs.uni-potsdam.de/wv/people/torsten.html
Konzepte und Ziele des Graduiertenkollegs
Das Graduiertenkolleg Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Hybride Formen des
Bildwissens an der Universität Potsdam unter Beteiligung der FH Potsdam und
der FU verfolgt das Ziel, die heute international betriebene Forschung zur
Visualisierung in Wissenschaften und Künsten unter den Gesichtspunkten des
Wissens und der Reflexion für ein interdisziplinäres Promotionsprogramm
fruchtbar zu machen. Das Gewicht liegt dabei besonders auf der Verbindung
von Informatik, Kognitionswissenschaften und Naturwissenschaften einerseits
mit geisteswissenschaftlichen Untersuchungsweisen und der Reflexion
künstlerischer Praxis andererseits. Der Forschungsidee des
Graduiertenkollegs liegt die Einsicht zugrunde, dass sich im 20. und
beginnenden 21. Jahrhundert sowohl die Bildproduktionen als auch die
Rezeptions- und Wahrnehmungsweisen visueller Phänomene dramatisch verändert
haben und sich weiter verändern werden. Visualisierungen und visuelle
Zeichen kursieren in einer nie dagewesenen Dichte. Medien und Techniken der
Sichtbarmachung dringen bis in Bereiche des nicht mehr Sichtbaren vor
(Nanophysik) und ermöglichen eine nahezu unbeschränkte Verrechnung,
Verbreitung, Manipulation und Archivierung visueller Daten.
Computergrafiken, Simulationen, virtuelle Bildwelten und Animationen
entgrenzen die Erfahrung von Raum und Zeit und destabilisieren die Differenz
zwischen Realität, Imagination und Fiktionalität. Bildgebende Verfahren in
den Naturwissenschaften verändern sowohl die Vorstellung von Natur und
Kosmos als auch des eigenen Körpers und lassen neue Konstruktions- und
Interventionsmöglichkeiten entstehen. Biometrische Bilderkennungen und
Bildkonstruktionen wirken auf Identität und Selbsterkenntnis zurück und
lassen ganz neue Such- und Überwachungsmethoden entstehen. Unter dem
Einfluss globaler Bildkommunikationen migrieren ‚Images’ und ‚Imaginationen’
erzeugen ebenso hybride wie ubiquitäre Bildsprachen zwischen den Kulturen,
in denen sich popkulturelle Mustern mit traditionellen Bildformen mischen.
Neue Sammlungs- und Ausstellungskonzepte suchen Wissen auf der Grundlage
visueller Techniken zu popularisieren und als öffentliches Spektakel
verfügbar zu machen. Literarische Strategien bedienen sich massenmedialer
Effekte und rufen kollektive Bildgedächtnisse auf, während die Bildkünste
ihre reflexiven Kompetenzen zur Destabilisierung und Erweiterung nicht nur
alltäglicher, sondern auch wissenschaftlicher ‚Bildwelten’ nutzen.
Diese lediglich beispielhaft beschriebenen Forschungsfelder bilden den
epistemologischen Rahmen der Arbeit des Kollegs. Im Zentrum stehen so
Untersuchungen zum Wechselspiel zwischen „Sichtbarkeit“ und
„Sichtbarmachung“, den Formen von Wahrnehmungsprozessen mit Bezug auf
Bildmedien aller Art, den technischen Herstellungsverfahren sowie ihre
künstlerische und wissenschaftliche Reflexion unter Einbeziehung empirischer
Überprüfungsmethoden. Wissenschaft und Kunst, Literatur und philosophische
Ästhetik, Entwurfspraxis und technische ‚Dispositive’ verweisen
wechselseitig aufeinander. Das schließt eine multidimensionale Analyse ein,
wobei u.a. zur Frage steht, was mit visuellen Medien ausgedrückt werden kann
und was nicht, wie sich Visualität und Diskursivität zueinander verhalten
und ineinander greifen, worin die spezifischen Möglichkeiten und Grenzen
visueller Argumentationen liegen, wie visuelle Verfahren die Aufmerksamkeit
steuern und dergleichen mehr. Das Kolleg spannt also bewusst einen weiten
Bogen: Von der Analyse der Apparate und medialen Produktionsbedingungen über
die konkreten Praktiken der Sichtbarmachung, ihr Anschluss an überlieferte
Bildcodes und Blickordnungen bis zu experimentell nachweisbaren
Augenbewegungen.
Bewerbung und Kontakt:
Gesucht werden hervorragende Promotions- und Postpromotionsvorhaben in
diesen Fächern, insbesondere solchen, die im Schwerpunkt auf den
Schnittstellen der beteiligten Disziplinen angesiedelt sind. Neben den
geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Projekten sollten sich die
spezifisch naturwissenschaftlichen Fragestellungen möglichst den
Arbeitsgruppen:
- Simulationen von Szenarien in der aktuellen Klimafolgen- und
Nachhaltigkeitsforschung mit möglichst mehreren Parametern;
- Experimentalpsychologische Untersuchungen zur Dynamik von
Bild-/Grafikbetrachtung bzw. -verständnis sowie zum Lesen literarischer
Texte, insbesondere durch Messung von Blickbewegungen;
- Wissensrepräsentation und -verarbeitung und Deklaratives Problemlösen
- Multidimensionale Visualisierung von Geoinformationen, geovisuelle und
kartometrische Analysen auf Basis von Kartenmustern, Integration von Karten-
und Datensichten, automatisierte Kartenvisualisierung.
zuordnen können (siehe entsprechende Links).
Erbeten werden aussagekräftige interdisziplinäre Promotions- und
Postpromotionsskizzen (ca. 10 Seiten), ein ausführliches
Literaturverzeichnis, ggf. Vorarbeiten sowie ein ausführlicher Lebenslauf.
Bewerbungszeitraum: 15. Dezember 2010 bis 30. Januar 2011 (Poststempel).
Einladungen zu Vorstellungsgesprächen erfolgen Ende Februar.
Nähere Informationen unter: www.uni-potsdam.de/visibility.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Dieter Mersch, Institut für Künste und Medien der
Universität Potsdam (Sprecher): dmersch at uni-potsdam.de oder telefonisch:
0331-9774170.