[rohrpost] Plus + - Minus Produktionsweisen in Ökonomien der Krise
Matze Schmidt
matze.schmidt at n0name.de
Die Jul 24 11:22:19 CEST 2012
Plus + - Minus
Das ästhetische Mehr oder Weniger von Produktionsweisen in Ökonomien
der Krise
Eine Veranstaltungsreihe des top e.V., Berlin/Kassel in Kooperation mit
der Rosa Luxemburg Stiftung Hessen
Wir fragen nach den aktuellen und historischen Zusammenhängen von
Erkenntnismöglichkeiten und demokratischer Debatte sozio-ästhetischer
Art - mitten im "Auge des Hurrikans" neo-imperialistischer Politik – und
welche Praxen vor uns liegen.
POT
Kurt-Schumacher-Str. 27
34117 Kassel
Germany
Google Maps http://g.co/maps/jzxmp
http://pot.top-ev.de/plus-minus
Programm / Programme
Pablo Hermann, Diaz Juan Pablo, Andrius Savickas (okk, Berlin).
"Biennalisierung politischer Kunst / Biennalisation of political Art".
Präsentation, Vortrag + Diskussion / Presentation, Talk + Discussion
(dt./en.): Fr., 20.07.2012 20:00
Robert (Leipzig). "Aufhebung der Kunst". Vortrag + Diskussion (dt.):
*Fr., 27.07.2012 20:00*
Francis Hunger (Künstler, Leipzig). "Tradition der Erbfeind, Modernismus
der falsche Freund" (Hannes Meyer). Vortrag + Diskussion (dt.): *Sa.,
28.07.2012 20:00*
Guenther Sandleben (Ökonom, Berlin). "Krise? Einige Basics zum
Kapitalismus". Vortrag + Diskussion (dt.): *Sa., 04.08.2012 20:00*
Vladan Jeremic (Künstler, Belgrad). "I will never talk about the war
again". Talk + Discussion (en.): *Mo., 13.08.2012 20:00*
Ira Kormannshaus (Filmkuratorin, Berlin). "Aktueller politischer
Dokumentarfilm im Russland" (Arbeitstitel). Vortrag + Diskussion (dt.):
*Mi., 15.08.2012 20:00*
Die Krise der Demokratie (westlicher Prägung) ist eine ökonomische
Krise. Alle "Verarmungspolitik" mit ihren Lohnkürzungen, dem Sozialabbau
und den steigenden Spannungen zwischen den Schichten der Klassen weist
darauf hin. Wer von Post-Demokratie spricht, meint das im Hinblick auf
den “Arabischen Frühling”, aber nicht immer in diesem Sinne. Zwischen
einem entstehenden bürgerlichen System und einer bereits bestehenden
bürgerlichen Kultur gibt es offenbar gewaltige Unterschiede. Die Krise
des Kapitals ist, das kann festgehalten werden, keine reine Finanzkrise,
sondern eine der Produktion und Überakkumulation. Daraus ergeben sich
Fragen an die zwei Konzepte zur Erklärung der Krisenentwicklung und
ihrer politischen Auswirkungen: Hegemonie und Ökonomie.
Im Hegemoniekonzept des Sozialen kommt ein erweiterter Begriff der
Kultur zur Anwendung, der Ästhetik von der Einflussnahme aufs Bestehende
nicht nur nicht ausschließt, sondern ihr sogar eine grundsätzliche Rolle
zuweist, die nicht nur weit über die illustrative Rolle hinausgeht. Sie
wird zu einem Kern der Alltags-Bewältigung oder gar Umwälzung überhaupt.
Das Politische der Ökonomie wird dabei weder nur thematisiert noch
bebildert. Beide werden in ihrer Widersprüchlichkeit als treibende
Kräfte erkannt.
Das Projekt nimmt dabei die These auf, dass Kultur zu verändern auch
heißt, sie auf ihre Funktionen und Grenzen hin zu befragen. Um zu sehen,
ob es für das Handeln aufgrund von Erkenntnis ausreicht, andere,
kritische Inhalte zu produzieren, oder ob die Strukturen der politischen
Raumproduktion und der Produktion des politischen Raums nicht als solche
und in ihrer Form zur Disposition stehen.
Alle eingeladenen Gäste (Referenten und Referentinnen) des Programms
sind angefragt, ihren medialen und thematischen Rahmen zur Diskussion zu
stellen, um ihren Ansatz zur politischen Raumproduktion und der
Produktion des politischen Raums darzulegen im Bezug zu den Ökonomien
der Krise vor allem im EURO-Raum. Das Prinzip des Gastes hilft hierbei,
Expertenbefragung zu vermeiden und sich im POT (dem "Point of
Transaction") in der Debatte und den Artikulationsformen horizontal zu
verorten. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei immer bei der Frage
nach dem "Plus und Minus" des individuellen oder kollektiven Handelns.
Ist dieses Mehr oder Weniger einfach aufzulösen im Gegensatz von
rationalem Gewinnstreben und irrationalem sozialem Verhalten? Wie sieht
Veränderung gegen herrschende Verhältnisse jenseits der Protestforschung
aus?
Pablo Hermann, Diaz Juan Pablo, Andrius Savickas (okk, Berlin)
Fr., 20.07.2012 20:00
"Biennalisierung politischer Kunst / Biennalisation of political Art"
Die Situation der globalisierten Gesellschaft ist eine widersprüchliche.
Einerseits werden Städte und ihre Institutionen zu “Inkubatoren”
<Brütern> ausgebaut und Start Ups werden hofiert bzw. hofieren sich
gegenseitig, andererseits versucht eine kritische Kunst sich als Kunst
zu etablieren. Wie geht das zusammen und wie nutzt die herrschende
Klasse, wie nutzen die Kasten und Kartelle das ästhetische ‘Machen’ mit
allen gegenläufigen Formen der Selbstausbeutung und der
Subventionierung? Wie funktioniert ‘die’ oder ‘eine’ Biennalisierung
politischer Kunst und warum sind ausgerechnet Universitäre an der Kritik
des Spektakels interessiert?
okk http://www.kritische-kunst.org
Robert (Leipzig)
Fr., 27.07.2012 20:00
"Aufhebung der Kunst"
Indem die Kunst ihr klassisches Ideal aufgeben muss, beginnt die ihre
Auflösung. Der Vortrag skizziert die wichtigen Stationen dieser
Auflösungsbewegung mit besonderem Fokus auf das Werk Lautréamonts sowie
die klassischen Kunstavantgarden nach dem 1. Weltkrieg. Damals wollte
der Dadaismus die Kunst wegschaffen, ohne sie zu verwirklichen; der
Surrealismus wollte die Kunst verwirklichen, ohne sie wegzuschaffen. Der
Referent sieht sich der Situationistischen Einsicht verpflichtet, dass
die Selbstzerstörung und ihre Verwirklichung zwei Seiten der selben
Aufhebung der Kunst sind.
(alter vorläufiger Ankündigunsgtext:) Eine Ende oder das Enden der K***t
als gesellschaftliche Sinnstätte und sozialem Prozess ist nicht
abzusehen, im Gegenteil: "Man kann wohl hoffen, daß die Kunst immer mehr
steigen und sich vollenden werde," und [orig "aber"] "ihre Form" wird
[orig. "hat aufgehört",] "das höchste Bedürfnis des Geistes zu [sein]."
(Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik) Denn Praxis schlägt Geist.
Francis Hunger (Künstler, Leipzig)
"Tradition der Erbfeind, Modernismus der falsche Freund" (Hannes Meyer)
Hannes Meyer gehört zu den von der Kunstgeschichtsschreibung
weitesgehend ignorierten Bauhäuslern, die sich selbst als Kommunisten
bezeichnet haben. In der Bundesrepublik war er mit seiner Haltung
ebensowenig gelitten, wie mit seinen funktionalistischen Ansätzen in der
DDR. Meyer ging 1930 nach seinem Rauswurf als Bauhausdirektor in die
Sowjetunion, wo er hoffte seine kommunistischen Einstellungen in einer
funktionalistischen Architektur jenseits kapitalistischer Zwänge
umsetzen zu können. Sein Aufenthalt bis 1936 markiert jedoch auch die
Zeit einer zunehmenden Stalinisierung der sowjetischen Gesellschaft
sowie Meyers politischer Einstellungen.
In einem Vortrag zieht Francis Hunger (Leipzig) Fluchtlinien durch die
Geschichtsschreibung, die sich mit dem Komplex
Moderne-Fordismus-Stalinismus umreissen lassen. Die Recherche zu Hannes
Meyer ist Teil einer lose angelegten Auseinandersetzung mit den
Bezugspunkten Moderne und Kommunismus auf dem Blog Nothere,
http://nothere.irmielin.org
Günther Sandleben
"Krise? Einige Basics zum Kapitalismus"
Die Auswirkungen der katastrophalen wirtschaftlichen Situation seien
noch nicht abzusehen, hört an immer wieder. Stimmt das? Kann mit
fundiertem Wissen und argumentativer Diskussion nicht herausgearbeitet
werden, wie es dazu kam und welche Szenarios noch folgen? Wenn ja, wie
kann alles im Zusammenhang verstanden werden?
Günther Sandleben hat die sich seit etwa 2008 aufbauende Krise des
Kapitals in seinem Buch "Finanzmarktkrise – Mythos und Wirklichkeit"*
dargestellt und analysiert. Er identifiziert eine generelle
Überproduktion und weist nach, dass alle Versuche einer Rettung der
Ökonomie des Geldes, so wie sie auf der Mehrarbeit der Lohnabhängigen
bestehen, zur Katastrophe führen, zu Staatschulden, Armut und
Europäischer Grossmachtpolitik.
Die Reihe "Plus + - Minus: Das ästhetische Mehr oder Weniger von
Produktionsweisen in Ökonomien der Krise", gefördert von der Rosa
Luxemburg Stiftung Hessen, fragt nach, wie man Kenntnisse der
Krisenentwicklung und alltägliche Erfahrungen mit einem Gewinn jenseits
des Profits in Verbindung bringen kann.
Günther Sandleben wird im POT, dem Projektraum des top e.V. in der
Kurt-Schumacher-Str. 27 in Kassel einige Fakten und Thesen vortragen und
zur Diskussion stellen. Wir laden ein, mit zu reden.
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* http://www.proletarische-plattform.org/proletarische-texte
Vladan Jeremic (Künstler, Belgrad)
...
bald mehr auf / more soon here: http://pot.top-ev.de/plus-minus/
Ira Kormannshaus (Filmkuratorin, Berlin)
Der sowjetische Dokumentarfilm entwickelte ab Mitte der 60er mit der
Leningrader Schule ein "menschliches Antlitz". Dieses ging bei der
TVisierung des russischen Dokumentarfilms Mitte der 90er vor die Hunde.
Wie sieht es aktuell aus – stimmt die Behauptung von der
Avantgarde-Funktion der Kreativen oder hinken diese hinterher?
Der POT ist ein temporärer Projektraum des top e.V. Berlin parallel
zur Documenta 13 in Kassel.
"Kunst in der Krise – Krise in der Kunst"
Veranstaltungsprogramm der RLS-Hessen anlässlich der dOCUMENTA (13)
in Kassel
http://www.hessen.rosalux.de/fileadmin/ls_he/dokumente/rls_hessen_documenta_programm.pdf
http://top-ev.de http://www.hessen.rosalux.de