[rohrpost] Symposium OPEN CULTURE

Guenther Friesinger guenther.friesinger at univie.ac.at
Don Sep 12 16:53:44 CEST 2013


Wir laden herzlich ein zum paraflows .8 Symposium OPEN CULTURE am 13.-15.
September 2013 im Raum D, QDK, quartier21, MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Der Eintritt ist frei! Weitere Informationen unter http://www.paraflows.at

Vom Kontext des Begriffs OPEN CULTURE ausgehend und diesen gezielt
überschreitend, widmet sich das Symposium in drei Tagen folgenden
Themen-Bereichen:

Ökonomien ohne Ausschluss (Freitag, 13. September 2013)

Unsere Ökonomie basiert auf Tausch, wer also an ihr teilhaben möchte
braucht etwas, das getauscht werden kann -- und das heißt, meistens, etwas
von dem andere erst einmal ausgeschlossen sind. Wäre dem anders, so die
Vermutung, würden sich diese anderen unsere Arbeit einfach aneignen,
anstatt etwas für diese einzutauschen. Diese Vermutung ist einer der
Gründe dafür, wieso unsere Gesellschaft das Recht auf Eigentum garantiert.
Dieses hat zwar für immaterielle Güter nie so gut funktioniert wie für
materielle, aber immerhin gut genug, dass sich ein Markt für immaterielle
Güter etabliert hat, über den deren Produktion und wenigstens einige
Produzent_innen derselben alimentiert werden konnten. Mit der massenhaften
Verbreitung des //Personal Computers// als universaler Kopiermaschine
stimmt nun aber die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr, die hinter diesem
Markt und der Begründung eigentumsähnlicher Rechte an immateriellen Gütern
steht. Das Recht andere vom -- durchaus auch künstlerischen -- Gebrauch
immaterieller Güter auszuschließen, behindern heute deren Produktion, in
einigen Bereichen, wohl mehr als diese zu fördern. Was aber immer noch
fehlt, sind tragfähige neue Modelle, wie immaterielle Produktion
alimentiert werden kann. Wer immaterielle Güter produziert, steht damit
vor dem Dilemma sich entscheiden zu müssen, zwischen neuen
Produktionsverhältnissen, die neue Möglichkeiten und Freiheiten
versprechen, aber keine Finanzierung, und den überkommenen, die zwar
einengender sind, aber ein finanzielles Auskommen wenigstens in Aussicht
stellen.

14:00 Uhr |
Beate Koller
Saatgut.Macht.Kultur: Alte Praxen, neue Verbote

15:00 Uhr |
Siegfried Pflegerl/Gruppe Or-Om
Bilderstreit. Das Verblassen von Subjekt und Objekt im Hintergrund

16:00 Uhr |
Kurt Kulac
Wikipedia: Wissen ist Macht - Wissen teilen ist mächtiger

17:00 Uhr |
Podium Ökonomien ohne Ausschluss
Siegfried Pflegerl/Gruppe Or-Om, Kurt Kulac, Franz Nahrada


Offenheit von Weltentwürfen (Samstag, 14. September 2013)

Ein Schlagwort, das maßgeblich in das Konzept der Open Culture eingreift
und die öffentliche Debatte darüber mitformt, ist der Begriff Open Data.
Open Data laut Definition der Open Knowledge Foundation sind "Daten, die
von jedermann frei benutzt, weiterverwendet und geteilt werden können"
(Open Data Handbook). Open Data steht als Schlagwort aber nicht für sich
alleine - es ist eingebettet in ein ganzes Ökosystem von Definitionen,
Formaten und Verheißungen einer offenen, weil geteilten Gesellschaft: Open
Source, Open Design, Open Content, Open Knowledge, Open Government, Open
Economy, usw. Die Forderung nach der Öffnung - ob von öffentlich
verwalteten Datensätzen, Softwarequelltexten oder enzyklopädischen
Wissensarsenalen - wird seit einigen Jahren stark lobbyiert. Jedoch: Wann
immer die Rede davon ist, dass etwas offen ist oder geöffnet werden soll,
gilt es, der Gestaltung und Definition von Zugriff oder Nicht-Zugriff
besonderes Augenmerk zu schenken - denn gleichzeitig verhandeln wir damit
auch das, was geschlossen (entzogen, geschützt, etc.) ist. Es liegt in
unserer Hand diesen offenen Zugang laufend aufs Neue zu diskutieren und
einzufordern.

15:00 Uhr |
Clara Landler
Open Data – Spielwiese der Informationen

16:00 Uhr |
Herbert Hrachovec
Massiv offen

17:00 Uhr |
Judith Simon / Katja Mayer
Freie Software und die Möglichkeit kritischer Praxis

18:00 Uhr |
Podium Offenheit von Weltentwürfen
Herbert Hrachovec, Judith Simon, Joanna Kowolik

19:30 Uhr |
Buchpräsentation: Netzpolitik in Österreich


Fesseln der Freiheit (Sonntag, 15. September 2013)

Zwischen den Versprechungen und Fallstricken des digital-vernetzten
Zeitalters erscheint das Subjekt als zugleich agierend und unterworfen:
Dank Web 2.0 und Social Media kann ein jeder zu Autor und Autorin werden,
die Marginalisierten sich zu global vernetzten 'tribes' vereinen,
Isolierte soziales Kapital akkumulieren, die Subalternen hoffen, den
Hegemon durch Anschläge an dessen Facebook-Pinnwand zu vertreiben. Doch
geht die neue Handlungsfähigkeit einher mit neuen Abhängigkeiten: Die
Daten, die wir generieren und auf deren Grundlage wir interagieren, sind
die Geschäftsgrundlage der Webplattformen, die wir nutzen; die Autorschaft
der vielen ist begleitet von einem De-Skilling der einzelnen, welche das
Content Management System bedienen, aber selbst kein solches programmieren
können. Wer technologiegestützt kommuniziert, ist auch schon erfasst, wie
Prism, Tempora und Co. eindrucksvoll vorführen. Das Dilemma des vernetzten
Subjekts wird nicht dadurch überwindbar, dass wir mit dem Finger auf es
zeigen und es wegen seiner vermeintlich naiv in Kauf genommenen
Abhängigkeiten verhöhnen. Wir sind selbst dieses Subjekt, denn es gibt
keine guten Provider im allumfassenden Netz, die Fesseln der neuen
Freiheit sind dessen Grundbedingung.

15:00 Uhr |
Andreas Kirchner
Unternehmenswikis: Zwischen Whiteboard, Handbuch und Helpdesk

16:00 Uhr |
Astrid Mager
Mächtige Netze – vernetzte Macht

17:00 Uhr |
Tina Lorenz
Der Apparat muss weg

18:00 Uhr |
Podium Fesseln der Freiheit
Andreas Kirchner, Astrid Mager, Tina Lorenz, Andrea Ben Lassoued, Judith
Schoßböck

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