[rohrpost] Presseinfo: Peter-Weibel-Forschungsinstitut für digitale Medienkulturen
Ingeborg Reichle
ingeborg.reichle at kunstgeschichte.de
Mi Okt 4 15:28:01 CEST 2017
Neues Forschungsinstitut für digitale Medienkulturen an Universität
für angewandte Kunst Wien
Heute wurde der Grundstein für die Errichtung des neuen
Peter-Weibel-Forschungsinstituts für digitale Medienkulturen an der
Universität für angewandte Kunst Wien gelegt: Künstler und
Universitätsprofessor Peter Weibel unterzeichnete die Dokumente,
welche die Schenkung seines Archivs an die Angewandte beinhaltet. Auf
Grundlage dessen wird nun das neue Forschungsinstitut eingerichtet.
„Mit der Digitalität tritt eine neue Kulturtechnik auf, welche uns
eine unvorhersehbare Zukunft eröffnet, denn mit dem digitalen Code
können Worte, Bilder und Töne und sogar Dinge in Daten verwandelt
werden. Während Worte und Bilder nicht direkt in Dinge rückverwandelt
werden konnten, ist der Prozess zwischen Dingen, Texten, Tönen,
Bildern und Daten zum ersten Mal in der Kulturgeschichte der
Menschheit reversibel. Daten können in Töne, Texte und Bilder
rückverwandelt werden und mit dem 3D-Druck können Daten sogar in Dinge
überführt werden. Bisher waren alle Notationssysteme der Kultur, von
der Schrift bis zur Musik, mehrheitlich zweidimensional. Mit
Computersimulationen und 3D-Verfahren eröffnen wir den Horizont für
3D-Notationssysteme“, erläuterte Weibel und legt seine Motive für die
Schenkung an die Angewandte offen: „Der Erforschung dieser neuen
Kulturtechniken wird sich das neu gegründete Institut widmen. Es kann
dabei auf die großartigen historischen Leistungen der Universität für
Angewandte Kunst Wien seit ihrer Gründung vor 150 Jahren zurückgreifen
und sich ebenso auf die neue transmediale und transkulturelle
Forschungsausrichtung stützen. Die Bereitschaft des Ministeriums,
dieses Forschungsinstitut gemeinsam mit der Universität zu gründen,
ist ein Zeichen dafür, dass die Wichtigkeit des digitalen Wandels für
Wirtschaft und Kultur erkannt wird.“
„Peter Weibel ist einer der großen Pioniere und Vordenker der
europäischen Medienkunst. Es freut mich daher ganz besonders, dass mit
der großzügigen Schenkung seines Archivs den Lehrenden und
Studierenden neue geistige Nahrung zur künstlerischen Entfaltung
gegeben wird. Seine Werke legen aber auch gleichzeitig den Grundstein
für das neue Peter-Weibel-Forschungsinstitut für digitale
Medienkulturen. Damit können wir künftig die Etablierung und Forschung
zu Medienkunst und Digitalisierung verstärkt vorantreiben und
weltweite Kooperationen mit Universitäten, Forschungsinstitutionen und
Museen forcieren. Gerade der digitale Wandel erfordert es, dass wir
verstärkt disziplinenübergreifend arbeiten.“, so Wissenschaftsminister
Harald Mahrer. In das neue Forschungsinstitut investiert das
Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft für die
Jahre 2017 und 2018 einen Gesamtbetrag von 480.000 Euro. Anschließend
erfolgt eine entsprechende Berücksichtigung in der kommenden
Leistungsvereinbarung.
Dass das neue Institut die Ausweitung des künstlerischen
Medienbegriffes durch die Implementierung neuester Technologien
(Artificial Intelligence, Genetic Engineering, Synthetic Biology,
etc.) in den künstlerischen Prozess und die Analyse der
gesellschaftlichen Wirkungspotenziale dieser neuen Kunstformen
unterstützen soll, legt Uni-Rektor Bast dar. „Die Angewandte wird das
Peter-Weibel-Forschungsinstitut für digitale Medienkulturen betreiben,
eine künstlerische Leitung und unterstützendes Personal einsetzen und
angestellte Doktorand_innen werden sich der wissenschaftlichen und der
künstlerischen Forschung widmen.“ Es wird in der Hinteren
Zollamtsstrasse 17, 1030 Wien angesiedelt, wo auch das Institut für
Digitale Medienkunst unter der Leitung von Ruth Schnell ab Frühling
2018 und die neue Abteilung für Cross-Disciplinary Strategies unter
der Leitung von Ingeborg Reichle ab sofort beheimatet sind.
Das Weibel-Archiv besteht aus rund 1170 Exponaten und einer
umfangreichen Bibliothek. Unter den Exponaten befinden sich
Fotografien, Textcollagen, Videos, DVDs, CDs, Installationen, Video-
und Computerinstallationen, Bildschirme, Aufkleber, Gedichte, Digitale
Prints, Fahnen, Ausdrucke, Proofs, Plakate, Einzelteile,
Zeitungsausschnitte, Postkarten, Druckgrafiken, Projektionen, iPads,
Filmdosen, Leinwände, Papier-Karton-Arbeiten, Zeichnungen, Textsteine,
Skulpturen, Offset-Prints, Polaroids, Texte, Tonbändern, Siebdrucke,
Objekte und 3D-Drucke. Sämtliche Schenkungsgegenstände werden in das
Forschungsinstitut eingebracht, ausgenommen jener geschenkter
Kunstwerke, welche in die Kunstsammlung der Angewandten aufgenommen
werden. Die Schenkung umfasst auch die Verwertungs- und
Werknutzungsrechte der geschenkten Objekte.
Peter Weibel ist einer der weltweit bekanntesten und profiliertesten
Medienkünstler und Medientheoretiker, Gründer des ersten europäischen
Medienkunst-Studiums an der Universität für angewandte Kunst Wien,
emeritierter Universitätsprofessor der Angewandten und Direktor des
Zentrum für Kunst und Medientechnologie im deutschen Karlsruhe (ZKM).
Seit den 1960er Jahren pflegt der 1944 geborene Weibel ein
umfangreiches Archiv, bestehend aus eigenen künstlerischen Arbeiten,
Skizzen und schriftlichen Konzepten für künstlerische Arbeiten,
theoretischen Texten und Büchern zum Thema Medienkunst und
Medientheorie. Weibel war von 1981 bis 1986 als Gastprofessor, ab 1986
als ordentlicher Professor für Digitale Kunst und für Medientheorie an
der Angewandten tätig; er emeritierte 2012.
Fotos zum Download: www.dieangewandte.at/presse
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