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Susanne Schmidt
banshee at penguins.de
Wed Apr 23 12:12:32 CEST 2003
Moin,
> Internationalisierung? Warum. Also auf der Konsole gibts mit den
> glibc locales eine seit Jahren funktionierende Loesung, und die
> Desktops (KDE/Gnome) hatten doch auch von Anfang an funktionierenden
> I18N support. Ich kann mich noch an Schlagzeilen erinnern, wie Island
> setzt GNU/Linux mit KDE ein, weil M$ der Markt zu klein fuer eine
> Uebersetzung ist.
Ich glaube, du hast einen sehr eingeschränkte Vorstellung von
"Internationalisierung". Internationalisierung ist nicht bloss, dass man KDE
oder GNOME in seiner Muttersprache im Menu angezeigt kriegt und alle
Scriptsprachen ihre Reg Ex nach einem definierten Locale-Setting ordentlich
mischen. Internationalisierung bedeutet - wenn man wirklich mehrere Sprachen
spricht und auch bearbeiten will, dass man die im System (elegant!) mischen
kann: Fehlermeldungen auf englisch, Editor mit einem Tastendruck zwischen
Unicode oder ISO-8859-1 gewechselt (Ja, einige können das), less bitte
automatisch je nach Filetype, sort meinetwegen auf deutsch, Währung bitte Euro
und dann freue ich mich schon auf 4 verschiedene Xterms nebeneinander, wo eins
chinesisch kann, das zweite eine ligaturen-basierte Sprache/Schrift wie
arabisch oder devanagari anzeigt, das dritte deutsch und so weiter. Natürlich
gibt es gute Fonts, die das Ganze auch drucken können, klar. Und einen richtig
guten Umschrift-Konverter, mit dem ich beispielsweise Pinyin eingeben und das
passende Hanzi (oder die passende Auswahl) angezeigt bekomme. Das klappt
natürlich auch mit anderen Sprachen und ich muss nicht für jede Sprache drei
verschiedene Technologien installieren, die manche Applikationen verwenden und
manche nicht.
Aber stapeln wir einfach mal tiefer: Ich schreibe auf einer deutschen Tastatur
französisch. Ok - deadkeys an, und dann kriege ich die Akzente und das Caret.
Fein. Dazu gleich noch ein spanisches ~ und schwedische °. Ups, leider keine
Cedille - also irgendwie den Code dafür mit fingerbrech-Kürzeln einzeln
einbauen - oder via Cut and Paste aus der KDE-Applikation oder ner anderen
Liste klauen. Und das niedliche Kringelchen am C brauche ich ja nicht nur für
französisch, sondern auch türkisch. Gut, ich kann mir jetzt für X neue
Kombinationen hinbauen, damit ich den Keycode irgendwo hinlegen kann, wo es
mir gut passt. Das geht aber auf Dauer natürlich nicht für viele verschiedene
Sprachen.
Und Ja, ich weiss, wie man den Mist konfiguriert und was man wofür verwendet
und ich kenne auch yudit und kanna und dergleichen mehr. Und wenn es alles so
klasse funktionieren würde/wäre, bräuchte das Linux Nihongo nicht 90 Seiten
Umfang oder der chinesisch/japanisch Guru bei Suse ebensoviele Seiten als
Howto schreiben müssen. Aber ja - ich kann natürlich ALLES auf japanisch
umstellen. ;) Das ist dann eine Nationalisierung, aber keine
Internationalisierung.
Mein Traum ist eine Art Babel-Dämon. Dann gebe ich bloss - egal in welcher
Applikation - sowas ein wie Ctrl-f (Kürzel bitte beliebig nach Wunsch) für
"Alter, mach mal kurz französisch" und dann drücke ich sowas wie c+Meta-C für
Cedille und dann macht er mir das und dann drücke ich kurz Ctrl-j für
japanisch, schreibe einfach hin "konichiwa" und *schwupp* transformiert mir
mein Babel-Dämon das in Hiragana oder Kanji. Falls ich das in einer Datei tue
und das speichern möchte, sagt mir meine Applikation natürlich
freundlicherweise "Kindchen, da haste aber jetzt ein bisschen mehr Bytes als
bloss UTF-8, ich nehm mal UTF-16, ok?" und dazu noch "Du, Schatzi, das ist
kein chinesisch einfach, sondern Taiwan, da brauchste jetzt aber den Font, der
nicht bloss chinesisch simplified kann.."
However - es ist uncool. Und nein, der Vergleich, der mit "Aber unter
Windows..." beginnt, muss jetzt nicht sein. ;)
> > Ich bitte übrigens mal um Aufklärung, wieso manche Leute immer GNU/Linux
> > schreiben - ausser dass Onkel Richard das gern so hätte. Gibt's da irgendeine
> > offizielle Anweisung oder so? ;)
>
> Nicht aus blinder gefolgschaft hinter dem religioesen Fuehrer, sondern
> weil es technisch korrekt[er] ist? Linux ist nunmal einfach nur der Kernel.
Ach echt? ;) Sage ich dann zukünftig GNU/Slackware mit Linux (Könnte ja auch
Hurd sein - äh GNU/Hurd) und XFree86? :)
Ich verstehe nicht, was das GNU vor dem Kernel soll - bei GNU/Emacs verstehe
ich das, der ist schliesslich von GNU und von Anfang an so gedacht. Ich fände
es gut, nur als GNU zu bezeichnen, was auch wirklich unter/bei/von GNU
firmiert. Ich habe bisher nämlich auch GPL oder GNU als Unterschied
aufgefasst, wobei GNU-Projekte unter GPL stehen können, aber etwas unter GPL
nicht automatisch ein GNU-Projekt ist. Und das hätte ich gern genauer gewusst.
Susanne
--
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o" )~ banshee at penguins.de
''''
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