[wos] Senor Coconut als Live-Act!

Inke Arns inke.arns at snafu.de
Sun May 2 17:20:25 CEST 2004


Die WOS ist noch auf der Suche nach einem passenden Live-Act fuer den 
Freitag abend, nach dem Creative Commons Panel. Wenn es irgendwie 
geht sollten wir versuchen, Senor Coconut einzuladen -- der hat u.a. 
Kraftwerk mamboisiert und ein *ganz* geniales Album damit produziert 
("El Baile Aleman") ... und er engagiert sich auch im Sinne der WOS-
Ziele!

Viele Gruesse,
Inke

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http://www.laut.de/wortlaut/artists/s/senor_coconut/biographie/index.h
tm

Senor Coconut

Senor Coconut ist vielleicht das berühmteste Pseudonym von Uwe 
Schmidt. So schnell kann's gehen, wenn man sich an Coverversionen 
einer weltbekannten Band heran wagt, und die Presse dazu einhellig 
jubelt. Dass der Senor eigentlich schon seit 1985 in der Musikwelt 
herum wirbelt, wissen die wenigsten.

Mitte der 80er treibt sich Atom Heart, seine eigentliche 
Künstlerbezeichnung, in seiner Heimat Frankfurt/Main als Drummer und 
autodidaktischer Programmierer herum. 1986 gehört er zu den Gründern 
des Labels "n.g. medien" und vertreibt mit Freunden Tapes 
elektronischer Projekte. 

Mit seinem 1988 gegründeten Projekt "Lassigue Bendthaus" und dessen 
EBM-beeinflussten, dunklen Ambientexperimenten erntet er erstmals 
landesweite Aufmerksamkeit. Als Anfang der Neunziger der Techno-Boom 
einsetzt, ist der Frankfurter mittendrin im Zentrum des Geschehens, 
veröffentlicht seine DJ-Kollaborationen (u.a. Bill Laswell, Marc 
Behrens, Tetsu Inoue) aber schon europaweit.

"Rather Interesting", Atom Hearts eigenes Label, kommt 1994 zur Welt. 
Ziel der neuen Existenzgründung ist die Verpflichtung verschiedener 
Visionäre, die Interesse und Talent am Erforschen bisher 
unergründeter Wege im elektronischen Sektor bekunden. Neben dem 
Produzieren findet Schmidt auch Zeit, seine eigenen Studioentwürfe 
weltweit einem Live-Publikum vorzustellen.

1997 sieht er sich am Ende einer Dekade. Gelangweilt von 
Gleichförmigkeit und Stagnation der elektronischen Musik Europas 
wandert er mit Sack, Equipment und Pack nach Santiago de Chile aus. 
Ihr werdet's erahnen: Nun kommt Senor Coconut ins Spiel. Erfrischt 
und inspiriert von völlig neuen Rhythmen und Klängen kreiert die 
Kokosnuss 1997 die Elektro-/Samba-Gratwanderung "El Gran Baile". 
Außer der Veröffentlichung auf Rather Interesting zeigt sich 
lediglich Towa Tei's Akashi Records in Japan vom Stilmix angetan und 
lizensiert die Scheibe.

Unter der Abkürzung "LB", was Schmidts früheres Bandprojekt 
bezeichnet, veröffentlicht er Anfang 1999 die Scheibe "Pop 
Artificielle". Die Rolling Stones, John Lennon ("Jealous Guy") und 
andere stellen sich hier dem Popverständnis des Frankfurter 
Musikfreaks.

Als ihm dann die Idee mit den Kraftwerk-Klassikern im Latino-Style 
kommt, denkt Schmidt zunächst nur daran, einer Latin-Band die 
Originale vor zu spielen und deren Interpretationen anschließend zum 
Spaß mit zu schneiden. Doch bald findet er Gefallen an der Idee: Ein 
Deutscher, der in Chile wohnt, programmiert Kraftwerk auf Latino. 

Heraus gekommen ist mit "El Baile Aleman" eine ironiebehaftete, 
amüsante Verbeugung vor Deutschlands Elektro-Pionieren inkl. 
Vibraphon und Marimba. Auch um seine Plattencover kümmert sich der 
Meister übrigens persönlich: "Die Kombo auf dem Coconut-Cover bin 
jeweils ich, bis auf die Köpfe, die habe ich gesamplet!" 

Außerdem ist Schmidt Gründer und Knotenpunkt von MACOS, einem 
weltweiten Netzwerk, das gegen das Copyrighting von Samples kämpft. 
Schon 1992 veröffentlichte Atom Heart mit Lassigue Bendthaus' zweitem 
Longplayer "Cloned" eine Beilage-CD, auf der alle verwendeten Samples 
isoliert abrufbar sind, so dass sich Sample-Fetischisten die mühsame 
Arbeit des Heraustrennens einzelner Strukturen aus seinen 
Kompositionen sparen können.

 
Inke Arns
http://www.v2.nl/~arns

Irwin Retroprincip 1983-2003
Berlin, Hagen, Beograd
http://www.irwin-retroprincip.de

Museum of Contemporary Art, Belgrade
April 17 - May 17, 2004




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