[rohrpost] (no subject)

Florian Cramer cantsin@zedat.fu-berlin.de
Wed, 12 Sep 2001 20:16:50 +0200


Am Wed, 12.Sep.2001 um 19:50:25 +0200 schrieb newsletter:
 
> > This is NOT pearl harbor
> > by tabatha static 10:42am Tue Sep 11 '01 (Modified on 9:56pm Tue Sep 11 '01)

...die es sich aber auch ein bißchen einfach macht.

> > is the reichstag burning?

...ein entweder dummer oder zynischer Vergleich (wenn man das Ausmaß der
Zerstörung und die Zahl der Opfer bedenkt).

> > IMCers MUST make it a point to stop the distortions that are already happening
> > to this morning's attacks. this is NOT a "second pearl harbor", regardless of

Gemessen an der Zahl der Opfer ist es schlimmer als Pearl Harbor und nur
mit einem Krieg vergleichbar.

Da es der größte Angriff auf das Territorium der USA seit ihrem Bestehen
ist, verstehe ich nicht, was an dem Vergleich verkehrt ist. (Mir
und meine Kollegen jedenfalls drängte er sich schon gestern nachmittag
um 15 Uhr auf, bevor wir CNN zwecks Selbst-Manipulation einschalteten.)

> > how many corporate news jackals and politicians say it is. this is the kind of
> > language that justifies war and, as of this writing, there is NO NATION-STATE
> > responsible 

Den Opfern dürfte es herzlich egal sein, ob die Organisation, die hinter
dem Angriff steckt, ein Nationalstaat oder eine irgendwie anders
begründete Gruppierung ist. Nicht wegdiskutieren läßt sich allerdings,
daß hier eine Organisation politisch gehandelt hat und deshalb auch
politisch bekämpft werden muß.


> > (except the multinational corporate state itself).

Was soll das? Ist das eine politische Aussage? Operieren jetzt
Globalisierungs- und Kapitalismuskritiker ähnlich mit paranoiden
Stereotypen und Pauschalfeindbildern wie Antisemiten zu Beginn des 20.
Jahrhunderts? 

> > whenever you hear anyone use the "pearl harbor" analogy, remind them that FDR
> > knew about the japanese attack in advance and allowed it to happen so as to
> > galvanize the US to enter WWII. feel free to extrapolate from there and draw
> > your own conclusions about what happened this AM.

Das nennt man angewandte Dialektik. Der Pearl Harbor-Vergleich wird erst
tabu erklärt, weil er nicht ins eigene Weltbild paßt, dann aber
wieder ins Spiel gebracht, wenn er sich in eben jenes fügt. 

> wenn george w. trotzdem den vergleich zieht, dann wissen wir ja , was auf
> uns zukommt.

Hat er, meines Wissens, auch nicht getan. Ich finde es erstaunlich, wie
mit George W. Bush  jemand zum Feinbild erklärt wird, der sich vor allem
dadurch auszeichnet, daß er so gut wie nichts tut.

Florian

-- 
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