[rohrpost] Malmoe ueber Open Source und die Grenzen der Offenheit

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Mit Jun 30 00:28:48 CEST 2004


Am Dienstag, 29. Juni 2004 um 22:48:20 Uhr (+0200) schrieb Matze Schmidt:

> > Könntest Du das konkretisieren? Welche Berliner Institute/Projekte sind
> > Grünen-nah?
> 
> ich nenn mal die WOS. 

Da ich an der WOS u.a. als Motto-Formulierer, zusammen mit Inke Arns
als "Public Library"-Ausstellungsmacher sowie als zweifacher
Panel-Moderator mitgewirkt habe, kriegt Du entschiedenen Widerspruch
zumindest von mir als Nichtgrünem. Es lagen ein paar (dümmliche,
z.T. in schlechtem Englisch verfaßte) Flugblätter der Grünen Jugend auf
der WOS herum, neben allen möglichen anderen, damit hatte es sich aber
auch.

Mir sind keinerlei personelle oder institutionelle Verbindungen zwischen
Grünen und Berliner Netzkulturprojekten bekannt, übrigens auch keine
WOS-Mitorganisatoren mit grüner Parteiaffiliation.

> ultrakurze begruendung: die geforderte Flatrate
> fuer den demokratischen neuer mittelstand-kommerz (stichwort
> Online-VerwertungsGesellschaft) 

Halt, bitte differenzieren. Dies war keine Forderung _der_ WOS, sondern
eine Forderung, die _auf der_ WOS von einzelnen Teilnehmern aufgestellt
wurde. Sie ist, wie derzeit auf der WOS-Mailingliste nachzuvollziehen,
WOS-intern nicht unumstritten. U.a. gehören Stefan Merten und ich zu
ihren entschiedenen Gegnern. Ich halte sie für in jeder Hinsicht
undurchdacht, unpraktikabel und unwünschenswert.

> altspruechlerisch:) schutz der unternehmer vor dem verbaucher, 

Ja, so sehe ich das auch, wenn auch aus politisch vermutlich anderer
Perspektive.

> die WOS ist also Grünen-nah, nicht weil vielleicht irgendwelche gruenen
> CCCler mit im saal saszen, so. weil die funktion der konferenz ist, im
> EFF-stil schutzbiotope - bluehende download landschaften - zu erfinden.

Die EFF ist aber nicht grün, sondern steht - wie auch die Free Software
Foundation - in der politischen Tradition und in Kontinuität der
amerikanischen Bürgerrechtsbewegungen, die man in den USA zu recht
"liberal" nennt.

> uebrigens glaube ich - mal gegen den mythos der heroischen
> plunderphonics - dasz es beispielsweise beim Grey Album egal ist, ob es
> illegal oder legal zustande kam. bei einem daimler (der mit seinen
> embedded steuerchips so wie jede software/hardware-technik ja
> mittlerweile 'digital' zu nennen waere), dessen verkaeufer das gesamte
> know how seiner arbeiter ausschlachtet, fragt auch niemand ob er
> legal zustande kam.

Es scheint mir, Du vermengst die Begriffe "legal" und "legitim".  Die
Ausschlachtung des Know-hows ist sehr wahrscheinlich vertrags- und
arbeitsrechtlich legal. So dumm, sich hier juristisch angreifbar zu
machen, wird Daimler-Chrysler nicht sein. Du erachtest dies jedoch als
nicht legitim. Ein Grey Album zu mixen und öffentlich zu verbreiten,
hält kaum jemand für illegitim, es ist aber nach der derzeitigen
Rechtslage nicht legal.

-F

-- 
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