[rohrpost] Medientheorie - Das Wikiexperiment

sascha brossmann brsma at gmx.net
Die Nov 16 19:26:40 CET 2004


Am 16.11.2004 um 18:58 schrieb Sophia Nabokov:
> beispielsw. um diesen mail-Wechsel über die Frage, ob das Material 
> wirklich schweige, dann spricht es doch zum Lesenden.

nein, sophia. die rezipientin wird es schon komplett anders wahrnehmen, 
je nachdem welches wissen sie mitbringt, wie es ihr dargeboten wird, 
welchen kontext man ihr zum verständnis anbietet undsoweiter. also 
spricht auch immer der, der das material darbietet - und nicht zu 
knapp. ausnahmslos jede mir bekannte form der darbietung ändert den 
kontext usw. und damit auch das verständnis des präsentierten. (nicht 
zuletzt ein nicht geringer teil der letzten 100 jahre kunst 
funktioniert exakt *so*).

> Wenn man nun digital arbeitet, finde ich es besser, jedem die Wahl zu 
> lassen.

sorry, aber das halte ich schon deswegen für ausgemachten humbug weil 
es in diesem sinn und kontext schlicht und einfach keine freie wahl 
gibt. die dinge organisieren sich weder von selbst (erst recht nicht in 
einem computer), noch sprechen sie von selbst, da gehört schon noch 
etwas mehr dazu.

material gut kommunizierbar(!) zu machen ist im übrigen verdammt harte 
arbeit (die i.d.r. auch nie jeden gleichermassen zufriedenstellt), ich 
glaube du stellst dir das möglicherweise doch etwas zu einfach vor.

> mein Material besteht aus meinem Tagebuch und ein paar Notizen und 
> einer E-Mailsammlung nach Adressat und Datum geordnet. Dies Material 
> ist sehr beredt.

aber nur für dich. das muss für einen anderen noch lange nicht beredt 
sein.

liebe grüsse

sascha

(ps: sorry, falls doppelt!)