[rohrpost] Re: florian cramer zu -> betrifft: deutsche medientheorie

artlabor e.v. artlabor at eyes2k.net
Mon Okt 18 15:37:29 CEST 2004


  hallo florian, hallo liste,

dann moechte ich auf die folgende arbeit aufmerksam machen.

http://www.eodc.org

schoenen gruss,

erwin liedke
[member of board]

artlabor e.v. --> for communication of contemporary art
              --> zur kommunikation zeitgenoessischer kunst
vereinsreg: VR 16709 hamburg 
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> Betreff:
> Re: AW: [rohrpost] betrifft: deutsche medientheorie
> Von:
> Florian Cramer <cantsin at zedat.fu-berlin.de>
> Datum:
> Sat, 16 Oct 2004 23:46:16 +0200
> An:
> Harald Hillgärtner <hillgaertner at tfm.uni-frankfurt.de>
>
>
>Am Samstag, 16. Oktober 2004 um 21:09:14 Uhr (+0000) schrieb Harald Hillgärtner:
>
>  
>
>>Funktionalitäten verfügen. In jedem Fall aber gibt es keinen Automatismus, 
>>dass technische Unkenntnis zu Gelehrtensatiren führen müssen. 
>>    
>>
>
>Danke, ich muß meine Aussage präzisieren: Praktische Unkenntnis von
>Medien und Techniken halte dann für problematisch, wenn man über eben 
>jene Medien und Techniken theoretisiert; z.B. Theorien über das
>Internet von Leuten mit Computer- und Netzkompetenz auf DAU ["Dümmster
>anzunehmender User"]-Level.
>
>Das ist genauso, als wenn man Literaturwissenschaftler ist und
>Analphabet, Fremdsprachenphilologe ohne Fremdsprachenkenntnisse oder
>ein Musikwissenschaftler, der weder ein Instrument spielen, noch Noten
>lesen kann. Schimpf mich konservativ, aber dies sind in
>geisteswissenschaftlichen Fächern sonst völlig selbstverständliche, oft
>schon von Studienanfängern verlangte Mindestkompetenzen. 
>
>Ich räume gerne ein, daß praktischer Dilettantismus kreative
>pataphysische Ergebnisse zeitigen kann, so wie etwa in Don DeLillos
>Roman "White Noise", dessen Protagonist ein amerikanischer Professor für
>Hitler-Studien ist und der die Tatsache verschleiert, daß er Deutsch
>weder spricht, noch versteht. Doch habe ich einen gewissen Überdruß an
>gestandenen Geisteswissenschaftlern und nebenberuflichen
>Medientheoretikern, die in akademischen Vorträgen Unsinn erzählen, weil
>sie Computer-DAUs sind.
>
>Also ist von einem Medienwissenschaftler, der über Computer
>theoretisiert, zu erwarten, daß er mindestens eine simple
>Programmiersprache wie BASIC beherrscht, oder von einem
>Medienwissenschaftler, der über das Internet schreibt, daß er z.B. weiß,
>was TCP/IP, Routing und DNS sind. [Wie sonst könnte man sonst z.B.
>kompetent über ein netzaktivistisches Kunstprojekt wie voteauction.com
>schreiben, dessen DNS-Einträge zentral gelöscht wurden?] Dies sind so
>banale Mindeststandards, daß sie vorauszusetzen noch lange nicht
>heißt, ein Technik-Materialist wie Kittler zu sein.  
>
>Es ist ja gerade die Stärke von einem unsystematischen und
>nicht-medienmaterialistischen Theoretiker wie Manovich, daß seine Thesen
>unmittelbar aus dem praktischen Umgang mit Computern gewonnen sind. Ich
>sähe gerne mehr solche Theoriebildung, und zwar gerade von Leuten wie
>jenen, die hier mitdiskutieren und ihre Kompetenz durch jahrelangen
>Netz-Umgang erworben haben statt bloß durch Jahre in Graduiertenkollegs
>und Sonderforschungsbereichen.
>
>-F
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>  
>