[rohrpost] Nachtgedanken zur Medientheorie-Debatte

Claus Pias claus.pias at ruhr-uni-bochum.de
Son Jan 23 09:50:12 CET 2005


Am 22.01.2005 um 18:58 schrieb sascha brossmann:

> nicht zu unterschätzenden zusammenhänge mit dem vermutlich zu recht 
> gescheiterten behaviourismus


Das ist sicher richtig, auch wenn dann gerade die Kybernetik die 
'kognitionspsychologische Wende' einzuleiten half.

Für die Diskussion hier schien mir nur interessant, daß so manches 
Argument schon mal in überraschend ähnlicher Form in den 50er und 60er 
Jahren da war und dann (modifiziert, eine Generation verschoben und in 
anderem Kontext) wieder auftaucht.

Ein anderes Beispiel:

Abraham Moles proklamierte Ende der 50er

- eine "experimentelle Ästhetik", in der Kunstproduktion und Theorie 
ein neues Bündnis eingehen und innerhalb derer z.B. 
Programmierkenntnisse auf beiden Seiten nötig sind;

- eine Neubegründung der Ästhetik, die historische und gegenwärtige 
Artefakte als Kommunikationsereignisse mithilfe der Informationstheorie 
zu beschreiben vermag (Ästhetik als eine Art 'Kulturinformatik', bevor 
sich dann in den 60ern der Begriff "Informatik" langsam zu dem 
zuspitzte, was er heute akademisch beschreibt);

- eine Philosophie, die sich mit den Materialitäten und Technologien 
des Philosophierens auseinandersetzt (d.h. eine implizite 
Medientheorie).

Man wird schwerlich daran anknüpfen können, sollte so etwas aber nicht 
ganz aus dem historischen Gedächtnis verlieren.

Herzlich
C.P.