[rohrpost] Just do it - be neoliberal!

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Don Jul 7 21:04:06 CEST 2005


Jörg Leupold schrieb:


> Haben sich denn die drei Kuratoren Thomas Edlinger, Florian Waldvogel
> und Raimar Stange schon dazu geäußerst.

Nein. Inke hatte bei ihnen schon vor Wochen protestiert und die Antwort
erhalten, die auch in ihrem offenen Brief steht, nämlich daß
Rücksprachen bzw. Einholen von Abdruckgenehmigungen von den Autoren den
Katalog zu teuer gemacht hätten. Ihr Brief an das Lentos-Museum ist, wie
sie auch schreibt, bis heute unbeantwortet geblieben.

> Florian, aber der Streit scheint ja schon NUR über den Missbrauch
> deiner Texte hinauszugehen, oder ?

Ich mache da einen sophistischen Unterschied zwischen Missbrauch meiner
Texte und Missbrauch meiner Arbeit. ;-) Der "Mißbrauch meiner Texte" ist
mir - anders als Inke vielleicht - ziemlich egal, auch wenn ich den
"Just Do It"-Katalog, unabhängig von seinen Signaturen und seinem
Kontext, ein banales, möchtegern-radikales Sampling-Produkt finde.

Mißbrauch meiner Arbeit heißt, daß ich mich nicht zum billigen und
anonymen Zuarbeiter von Kunstbetrieblern machen lasse, die à la Tom
Kummer Borderline-Kuratorentum betreiben und sich dabei für hippe
Konzeptkünstler halten. 

Auf einer Website, die sinnigerweise "nonstarvingartists.com" heißt,
wird vermeldet, daß "Just Do It"-Kurator und -Mastermind Florian
Waldvogel Kurator der nächsten "Manifesta" sei, und es heißt zu seinem
Lebenslauf:

| [...] earned a degree in curatorial studies at the Stadelschule Academy
| of Fine Arts in Frankfurt/Main and worked as an assistant for Kasper
| Konig for many years. After his graduation he worked as a project
| co-ordinator of "Inbetween", the official art project of EXPO2000 in
| Hannover, Germany. He was invited in 2001 as a guest professor for
| cultural mediation at the Academy in Munich, and was appointed in the
| same year as artistic director of the Kokerei Zoll Verein Contemporary
| Art and Criticism in Essen. 
<http://www.nonstarvingartists.com/News/ImagedNewsItem.2005-02-14.0451.html>

Ich bin immer noch der Meinung, daß für öffentliche Institutionen und
Arbeit darin eine andere Ethik gilt als im Kunst-Underground. Ich kann
als Netzkultur-Prankster 0100101110101101.org plagiieren, wie ich es mal
vor ein paar Jahren gemacht habe. Aber wenn ich dasselbe als Uni-Dozent
mit einer Hausarbeit eines Studenten/einer Studentin (oder auch eines
Kollegen) von mir täte, und es anschließend als "culture jamming" oder
"Konzeptkunst" deklarierte, wäre ich ein Schwein, gehörte gefeuert und
in die berufliche Umschulung.

Meine Schlussfolgerung ist daher, wegen dieser "Just Do It"-Sache gar
nichts zu unternehmen, sondern den Job einfach vom Kunstbetrieb
erledigen zu lassen, wo sich, wie ich höre, die Geschichte unter
Kuratoren und Museumsleitern herumspricht.

-F