[rohrpost] IKKM Lectures 2009

André Wendler andre.wendler at uni-weimar.de
Die Mai 5 13:41:48 CEST 2009


In den IKKM Lectures stellen die Fellows des Internationalen Kollegs für
Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie der Bauhaus-Universität Weimar
Teile aus den Projekten vor, die sie während ihres Aufenthaltes am IKKM in
Weimar bearbeiten. Die Vorträge sind öffentlich. Es besteht die Möglichkeit
zur Diskussion. Alle Vorträge finden im Salon des Sitzes des IKKM im
ehemaligen Palais Dürckheim in der Cranachstraße 47 in 99423 Weimar statt.
Die Vorträge beginnen um 19 Uhr. Weitere Informationen finden Sie auf
unserer Website http://www.ikkm-weimar.de. Fragen beantwortet Laura Frahm,
laura.frahm [at] uni-weimar.de.


Programm

06. Mai 2009 – Bernhard Siegert (Weimar)
Peiron und Apeiron. Das Schiff als objet ambigu

13. Mai 2009 – Richard Dyer (London)
The Wind in Fellini

20. Mai 2009 – Manfred Schneider (Bochum)
Das paranoische Ding
Der Vortrag thematisiert einen Seitenaspekt meiner Forschungen zum Attentat
und zur Paranoia. Das paranoische Ding ist eher ein Unding im Sinne Vilém
Flussers. Es ist unsichtbar. Aber der Paranoiker bemerkt immer eine Art von
Flimmern an diesem Ding. Flimmern können für das Paranoiker-Auge Sonnen,
Bilder, Texte, Blicke. Beispiele, die für dieses Flimmern des paranoischen
Dings stehen, bieten u. a. Samuel Morse, Ludwig II., Friedrich Nietzsche,
Daniel Paul Schreber sowie Dokumentarfilme zum 22. November 1963 und zum 11.
September 2001.

27. Mai 2009 – Lorenz Engell (Weimar)
Rosebud. Das berühmteste Objekt des Films
Der Schlitten mit dem seltsamen Namen »Rosebud«, zentraler und doch
entrinnender Gegenstand in Orson Welles’ Citizen Kane (1941), ist das
vermutlich am besten erforschte kinematographische Objekt überhaupt. Dabei
sind vor allem allerlei metaphorische und symbolische Lesarten abgetragen
worden: »Rosebud« steht für die verlorene Kindheit, die unmögliche
Identität, die vergebliche Suche. Gerade weil alle diese Deutungen bereits
reichlich abgetragen sind, soll »Rosebud« hier noch einmal ganz anders
betrachtet werden, und zwar als Objekt des Films; und das unter zwei
Gesichtspunkten. Erstens geht es um das Auftauchen des Gegenstands als
Komplikation im filmischen Raum, und zwar genauer als Selbstbeobachtung. Und
zweitens geht es um »Rosebud« als das, was in der Terminologie Charles
Sanders Peirces das »Dynamische Objekt“ ist: ein Objekt, das, wie
konstruiert auch immer, nur erschließbar ist, wenn es als vorgängig und
ursächlich gesetzt wird. Eine Abschlußüberlegung wird sich dann mit dem Ruhm
»Rosebuds« befassen.

03. Juni 2009 – Joachim Krausse (Dessau)
Das Auge des Architekten
Die Amerika-Bilder von den Architekten Knut Lönberg-Holm und Erich
Mendelsohn entwerfen nicht nur ein spezifisches Amerikabild, das das Land so
nicht von sich hat, sondern sie transformieren auch das Verhältnis von
Fotografie und Architektur.

10. Juni 2009 – Frank Kessler (Utrecht)
Die Materialität der Technologie im kinematographischen Dispositiv
In der Dispositiv- oder Apparatustheorie, deren Grundlage der französische
Theoretiker Jean-Louis Baudry in den 1970er Jahren in zwei Aufsätzen
dargestellt hat, wird die Kinoerfahrung im Spannungsfeld zwischen Zuschauer,
Technologie und Text angesiedelt. Der Vortrag wird sich mit dem Pol der
Technologie auseinendersetzen und deren Rolle im Dispositiv analysieren und
vor allem deren Materialität – oder »Dinglichkeit« – zu fassen suchen.

17. Juni 2009 – Josef Früchtl (Amsterdam)
Ein Kampf mit sich selbst. Kino als Affekt-Technologie des Subjekts
Vor dem Hintergrund des viel diskutierten Zusammenhangs von Medien und
Gewalt begreife ich das Kino als einen Schauplatz für den Kampf des modernen
Ich mit sich selbst. Hegels Darstellung der Subjektkonstitutiton gibt dazu
den philosophischen und modernitätstheoretischen Ausgangspunkt vor.
›Bewegung‹ ist das große tertium comparationis, der Film die der modernen
Subjektivität angemessene Technologie, die primär im Dienst des Sehens
steht, den akustischen und haptischen Sinn aber ebenso einschließt.

24. Juni 2009 – Almira Ousmanova (Vilnius)
Love and Idea in Soviet Cinema of the 1960s
The seeming eternal fictional love stories always represent historically
grounded discourses of love and  articulate various social and cultural
contradictions, concerning issues of intimacy and sexuality, through
peculiar aesthetic forms. The topic of love in the world’s classics has
always been surrounded by the aura of transgression, but what is being
transgressed is current legal, social, religious, and cultural norms and
power relationships (including gender and class constraints). For Soviet
culture ‘love’ has been a particularly vulnerable social issue, because it
was charged with the possibility of transgressing into the private life,
which might have caused the dropping out of the collectivist project of
social reconstruction; love was considered to be a class-based feeling, that
should be controlled by the state and submitted to the political duty; and
since love and sex were almost entirely separated from each other in the
public discourse it was incredibly difficult to  find proper words to speak
of this. Not surprisingly then, that Soviet cinema tells us very unusual
‘love stories”, encoding the cultural constraints in very peculiar visual
narratives.
In my presentation, dedicated to representation of love and sexuality in
Soviet cinema of the 1960s, I am going to discuss a set of interrelated
questions: what is peculiar about the concept of Love inherent to the
communist ideals of social order; how the conflict between the utopian
ideologemes of Soviet power and the private life of individuals was
articulated in the Thaw cinema, which was deeply saturated with the ‘utopian
impulse’ and yet repudiated the incorporeal nobleness of Idea;  how the
‘unspeakable’ senses, the "structures of feelings" were rendered in visual
form and how Soviet cinema of the 1960s participated in the process of
‘l’éducation sentimentale’ of its audience. For a ‘close reading’ I will be
using mostly films produced between 1956 and 1967, which explicitly dealt
with the reinterpretation of the history of Revolution and Civil War. I hope
also to discuss some conceptual and methodological issues concerning cinema
as a source for the history of emotions.

01. Juli 2009 – Georges Didi-Huberman (Paris)
Pasolini: À la recherche des peuples perdus
On s'interrogera sur la nature tout à la fois poétique, politique et
anthropologique du projet de Pasolini. A travers la question, déjà convoquée
dans une première conférence, de la représentation des peuples, nous
analyserons les liens que le cinéma de Pasolini entretient avec une
anthropologie de type warburgien, à travers sa proximité avec les travaux du
grand ethnologue italien Ernesto De Martino.

08. Juli 2009 – Wolfgang Beilenhoff (Bochum)
Bett und Sofa: Möblierte Verhältnisse


-- 
Diplom-Kulturwissenschaftler (Medien)
André Wendler
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie

Bauhaus-Universität Weimar
Cranachstraße 47
99421 Weimar

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Mail andre.wendler at uni-weimar.de