[rohrpost] CFP: Wissenschaft im Museum – Ausstellung im Labor

Margarete Vöhringer margarete at hit-in.tv
Mon Mai 11 22:21:47 CEST 2009


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(english version below)

Wissenschaft im Museum – Ausstellung im Labor
Gemeinsame Tagung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, 
Berlin und dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische 
Kulturwissenschaft, Universität Tübingen

08.-09. April 2010, Universität Tübingen

Das Wissenschaftsmuseum wird gemeinhin als ein Ort anerkannt, an dem 
Geschichte und aktuelle Aspekte der (Natur-)Wissenschaften behandelt 
und in Dauerpräsentationen und Wechselausstellungen dargeboten werden. 
Prominente Beispiele sind das Deutsche Museum in München, das Deutsche 
Hygiene-Museum in Dresden oder das Science Museum in London. Daneben 
sind seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Museen aufgebaut worden, die 
in direktem Zusammenhang mit einem bestimmten, meist durch seine 
Forschungen bekannten Wissenschaftler stehen wie das Darwin-Museum in 
Moskau, das Freud Museum in London, das Roentgen-Museum in Remscheid, 
das Pathologische Museum in Berlin, oder das Phyletische Museum in 
Jena. Ein genauer Blick auf diese Häuser zeigt, dass es hier feine, 
aber wichtige Unterschiede gibt: Zum einen handelt es sich um Museen, 
die in Gedenken an Wissenschaftler eingerichtet wurden und nicht selten 
ihre Wohn- und Arbeitsräume zum Ausgangspunkt musealer Präsentationen 
nehmen. Daneben existieren solche Museen, die dezidiert die Arbeiten 
und Entdeckungen von Wissenschaftlern zum Ausgangspunkt nehmen, 
gleichzeitig aber auch versuchen ihre Theorien in aktuelle Bezüge zu 
stellen. Schließlich ist eine dritte Kategorie zu benennen, in der 
Ausstellungen von Wissenschaftlern selbst aktiv betrieben, begründet 
und eingerichtet wurden. Diese drei Kategorien sollen vergleichend in 
den Blick genommen werden.
Wurde in den letzten Jahren vermehrt das Augenmerk darauf gerichtet, 
welchen zentralen Stellenwert Museen in der geistes-, wie 
naturwissenschaftlichen Forschungslandschaft besitzen, soll die 
geplante Tagung die Perspektive verkehren und danach fragen, welche 
Präsentationspraktiken aus den Museen und Ausstellungen in die 
Wissenschaftsräume diffundierten. Kurz gesagt: Neben die Forschung im 
Museum tritt die Ausstellung im Labor. Als prominentes Beispiel kann 
der Ausstellungsraum Vladimir Bechterevs angesehen werden, der Anfang 
des 20. Jahrhunderts in seinem psycho-physiologischen Labor in Sankt 
Petersburg ein ganzes Stockwerk der Ausstellung seiner Apparate und 
Versuchsaufbauten widmete. Aber auch das Phyletische Museum in Jena 
entstand in enger Verknüpfung mit den Darstellungspraktiken und 
Arbeitsweisen des Biologen Ernst Haeckel. In welchem Verhältnis stehen 
solche Ausstellungsräume zu den an den Universitäten üblichen 
Lehrmittelsammlungen? Welche gemeinsamen Praktiken wie etwa der 
Modellbau wurden gepflegt?
Ein Schwerpunkt der Tagung soll auf der Differenz zwischen 
Arbeitspraxis und Ausstellungspraxis liegen. These ist, dass der 
Gegenverkehr von Praktiken zwischen Museum und Labor nicht nur auf der 
Ebene der Repräsentation stattfindet, sondern ebenso auf der Ebene der 
Wissensproduktion. Das Ausstellen von wissenschaftlichen Objekten ist 
genauso historischen Wandlungen unterworfen, wie die wissenschaftlichen 
Objekte selbst. Mehr noch - das Ausstellen von Wissen ist nicht als 
Repräsentation von diesem Wissen unterscheidbar. Es ist Teil seiner 
Produktion.
Die Tagung wird die Darstellung, Ausstellung und Musealisierung von 
wissenschaftlichen Objekten in seiner historischen wie aktuellen 
Dimension herausarbeiten. Während der erste Schwerpunkt der Tagung die 
„Ausstellung im Labor“ thematisiert, soll der zweite Schwerpunkt den 
Auswirkungen einer „longue durée“ der Präsentationspraktiken gewidmet 
werden, die auch heute noch unseren Wissenschaftsalltag bestimmen. 
Wieviel Museum steckt in der Wissenschaft?
Titel und Abstract bitte bis 15. Juni an
Margarete Vöhringer
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Schützenstrasse 18
10117 Berlin
voehringer at zfl.gwz-berlin.de

Anke te Heesen
Luswig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
Universität Tübingen – Schloss
Burgsteige 11
72070 Tübingen
anke.te-heesen at uni-tuebingen.de


Science in Museum - Exhibition in Laboratory
Joint conference of the Center for Cultural and Literary Studies Berlin 
and the Institute for European Ethnology, University of Tübingen

08.-09. April 2010, Universität Tübingen

Usually, Science Museums are places where the history and meaning of 
science is on display and explained by permanent and temporary 
exhibitions. Prominent examples are the "Deutsches Museum" in Munich or 
the "Science Museum" in London. Beside these canonical institutions, 
another kind of museum has been established from the 19th century 
onwards, namely those which are prominently connected to a single 
scientist like the "Darwin Museum" in Moscow or the "Freud Museum" in 
London. Looking carefully at these museums, we discover a range of 
different aspects and discrepancies to the former type: while the 
former type deals with scientific stands within the various 
disciplines, the latter has usually been errected to commemorate the 
person of the scientist or to explain the work of a scientist by 
following up his or her theories into the present. Finally, a third 
kind comes to mind, that is a museum which was set up by the scientist 
himself. Those three categories will be in center of discussion.
Recent years saw the rise of a new sensibility to the question of how 
the idea and institution of the museum not only hosts research, but 
also contributes to the research of the „hard“ as well as the „soft“ 
sciences. This conference wants to turn around this fruitful 
perspective - how much science is in a museum - to the question of how 
much (and which parts) of the museum, or its practices of presentation 
and display, is influencing laboratory work. A prominent example of 
this new perspective is the exhibition space of the Russian 
physiologist Vladimir Bechterev. At the beginning of the 20th century 
he arranged and exhibited his laboratory equipment in several rooms of 
his physiological laboratory in St. Petersburg. Another example would 
be the "Phylogenetisches Museum" in Jena, planned by Ernst Haeckel, 
parallelising aesthetic and scientific interests. How do these 
arrangements communicate with other collections like teaching 
collections in universities? Which practices, for example model making, 
do they have in common? Do presentation practices have a "longue 
durée"? Do our poster sessions today come from these installations in 
the laboratory?
To answer these and other questions, we will concentrate on the 
relationship between scientific practices and presentation practices in 
the laboratory. Our assumption is, that this two-way relation is not 
only part of scientific representation, but also shows epistemological 
processes. Exhibitions and showrooms in scientific work spaces are not 
only displays of knowledge, but play a crucial role in its production. 
Thus, the leading question is: How much exhibition is there in science?

Title and abstract until 15th of June to:
Margarete Vöhringer
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Schützenstrasse 18
10117 Berlin
voehringer at zfl.gwz-berlin.de

Anke te Heesen
Luswig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
Universität Tübingen – Schloss
Burgsteige 11
72070 Tübingen
anke.te-heesen at uni-tuebingen.de