[rohrpost] Thesen zum Erdbeben in Japan

Krystian Woznicki kw at berlinergazette.de
Die Mar 15 13:31:11 CET 2011


Liebe Gisa Funck,

als Privatmensch tendiere ich auch zur Zurückhaltung (ich habe sieben 
Jahre in Japan gelebt während der 1990er Jahre und habe dort viele 
Verwandte und Freunde); als Publizist jedoch ist es mir ein wichtiges 
Anliegen, nicht stillzuhalten während die Massenmedien den Vorfall 
spektakularisieren und der privatwirtschaftliche Sektor sich daran 
macht, die Situation für seine Interessen auszunutzen. Es geht darum 
eine Gegenöffentlichkeit herzustellen, dazu beiuztragen, dass eine 
Gegenmacht entsteht.

Wie unsere Aktion den Menschen vor Ort hilft? Ich denke darauf gibt es 
viele Antworten, eine davon ist: wir können dazu beitragen, die Menschen 
vor Ort, die über das Ausmaß der Katastrophe im Unklaren gelassen 
werden, aufzuklären. Wir liefern dazu ein konzeptuelles Gerüst und 
konkrete Hinweise für politische Zusammenhänge. Auch unser Beitrag kann 
nur ein Beitrag unter vielen sein und beansprucht entsprechend nicht 
mehr als er realistischerweise leisten kann.

ich danke jedenfalls für das Feedback, die Gedanken, die es mir/uns 
bereitet werden wir in die Erweiterung des Thesenpapiers einbinden-

Viele Grüße,

Krystian Woznicki

http://berlinergazette.de/7-thesen-zum-erdbeben-in-japan-live-internet-crowdsourcing-und-der-disaster-capitalism-complex/


On 15.03.2011 12:14, gisa.funck at gmx.net wrote:
> Lieber Krystian,
>
> sorry, aber ich sehe das genauso wie Bernd. Zumindest könnte man sich als
> Journalist und "Kulturschaffender" trotz aller superintellektuellen (und oft
> genug auch angemessenen) Assoziationsfähigkeit vielleicht ja auch mal
> fragen, ob Schweigen angesichts humanitärer Katastrophen wie in Japan nicht
> tatsächlich auch ein Zeichen von Pietät ist. Bringen deine Thesen zur
> "grenzüberschreitenden Öffentlichkeit" etc. den Opfern dort und uns hier
> wirklich irgendeinen (tröstlichen, mitfühlenden) Erkenntnisgewinn?! Oder ist
> es - hart gesprochen - nicht doch auch sogar ziemlich zynisch, selbst bei
> einer schreckliche Naturkatastrophe immer noch nach dem journalistischen,
> intellektuellen "Dreh" zu suchen, um toll klingende "crowdsourscing"- oder
> sonstwie Medienthesen mit dem Gau in japan zu verknüpfen??! WDR 5 ist
> übrigens genau der sender, bei dem auch Kultur(-politische) Programme wie
> "politikum" ständig alles nochmal thematisch "neu" unter dem kulturellen
> Blickwinkel aufbereiten, was die aktuellen Nachrichtenkollegen schon alle
> vorgekäut haben, schöne Grüße aus Köln - Gisa Funck.
>
>
>
> Am 15.03.11 11:24 schrieb "Krystian Woznicki" unter<kw at berlinergazette.de>:
>
>> Hallo Bernd,
>>
>> je größer die Katastrophe, desto größer die grenzüberschreitende
>> Öffentlichkeit (These 0); in Zeiten des Live-Internet ist diese
>> Öffentlichkeit nun nicht mehr primär passiv, sondern tendenziell aktiv
>> eingebunden in das Live-Geschehen: die neue Anteilnahme ist Teilnahme
>> (These 1).
>>
>> Ich habe inzwischen These 5 erweitert.
>>
>> Sie wird heute um 18:05 Uhr auf WDR 5 in der Sendung Politikum gesendet,
>> wir aktualisieren das auch im Thesenpapier als bald möglich.
>>
>> Viele Grüße,
>>
>> Krystian
>>
>> http://berlinergazette.de/7-thesen-zum-erdbeben-in-japan-live-internet-crowdso
>> urcing-und-der-disaster-capitalism-complex/
>>
>>
>> On 14.03.2011 13:10, Bernd Brincken wrote:
>>> Hallo Krystian,
>>>
>>> On 14.03.2011 12:20, Krystian Woznicki wrote:
>>>> ...
>>>> ich habe ein paar Thesen zum Erdbeben in Japan aufgestellt:
>>>> http://berlinergazette.de/7-thesen-zum-erdbeben-in-japan-live-internet-crowd
>>>> sourcing-und-der-disaster-capitalism-complex/
>>>>
>>> Die Politik und die Abstraktion in allen Ehren, aber warum man,
>>> angesichts einer Naturkatastrophe dieser Größenordnung, wortreich eine
>>> kultur-philosophische Evidenz hervorholen muss, verstehe ich nicht ganz.
>>> Irgendwie hängt ja alles mit allem zusammen, aber der Bezug zu
>>> Crowdsourcing und "Prozessjournalismus" ist da schlicht zu weit
>>> hergeholt.
>>>
>>> Gruß /
>
>