[rohrpost] Junggesellen-Auschreibung

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Mit Mar 30 17:07:07 CEST 2005


Am Mittwoch, 30. März 2005 um 15:15:10 Uhr (+0200) schrieb Cornelia Sollfrank:
 
> nicht in die lage versetzt, ihnen nicht mittel und möglichkeiten an die 
> hand gegeben, IHRE (bilder von) junggesellenmaschinen hervorzubringen. 
> vielleicht lässt sich mit ausnahme von mary shelley kaum eine frau 
> ausmachen in dieser tradition.

Aus dem Gedächtnis heraus: Gertrude Stein, Meret Oppenheim, Unica Zürn,
Carolee Schneeman, Kathy Acker, Karen Finley, VNS Matrix, Peaches,
Coleen Coover, mez, Cornelia Sollfrank z.B. (auch wenn Du da gewiß im
einzelnen Einwände hättest).

> dass frauen immer mehr in der lage sind, ihre eigenen wunsch- und 
> liebesmaschinen zu realisieren. darin liegt die wahrhafte bedrohung - 
> und für mich der reiz des themas.

Das könnte, bei aller richtiger Kritik, das beste an dem Wettbewerb
und seiner Ausschreibung sein: Daß er durch die Geschlechter-Klausel
Künstlerinnen erst dazu provoziert, an ihm teilzunehmen, und durch die
Provokation radikalere, kraftvollere Einreichungen auf sich zieht, als
es im ansonsten vor sich her dümpelnden Netzpoesie-Genre der Fall ist.
Obwohl ich praktisch vom Stuhl gekippt bin, als ich den
Ausschreibungstext las, halte ich dies Johannes zugute. Und ein offen
chauvinistischer Ausschreibungstext ist immer noch besser als der sonst
übliche verdeckte Chauvinismus.

> und zum knackpunkt, dass "Der Natur der Sache entsprechend ... die 
> Wettbewerbsteilnahme auf Männer
> beschränkt.[ist]": das ist "natürlich" völliger unsinn. (der natur der 
> sache wäre es höchstens angemessen, erst einmal die 
> junggesellenmaschinen der frauen genauer in augenschein zu nehmen. ) 

Was bei Wettbewerben i.d.R. nicht funktioniert. Jurys können nur in
Augenschein nehmen, was eingereicht wurde.

> ich plädiere deshalb dafür, dass die jury 
> komplett ausgetauscht wird gegen eine rein weibliche jury. 

Mein Sitz steht jedenfalls zur Verfügung.

> desweiteren fände ich es sinnvoll und hilfreich, wenn johannes seine 
> überlegungen dazu genauer ausführen würde. 

Anmerkung dazu: Er macht gerade Urlaub in Südamerika und wird sich dazu
wahrscheinlich erst in ein oder zwei Wochen äußern können.

-F

-- 
http://cramer.netzliteratur.net