[rohrpost] Neu bei THE THING: Inofficial histories of (local) art practices

Cornelia Sollfrank cornelia at snafu.de
Die Okt 21 00:26:37 CEST 2008


THE THING Hamburg freut sich, seine LeserInnen heute mit einem  
dreiteiligen Beitrag in ein bisher ungeschriebens Stück Hamburger  
Kunstgeschichte einweihen zu dürfen: 2004 begleiteten Herbert Hossman,  
Nana Petzet und Cornelia Sollfrank den Abbruch des Schimmelmuseums von  
Dieter Roth. Mit einer Pressekampagne versuchten sie damals die  
gewaltsame Zerstörung des Kunstwerks publik zu machen, dessen Prinzip  
die organische Selbstauflösung war.

Eindringlich dokumentiert Nana Petzets Bildbeitrag den Abriss des  
Schimmelmuseums und macht so auf die Verletzbarkeit von und Differenz  
zu Dieter Roths Kunst des Verfalls aufmerksam:
"Wenn die Katze fort ist, tanzen die Mäuse": http://www.thing-hamburg.de/index.php?id=897

In dem aktuellen Interview, das Herbert Hossman, langjähriger Freund  
des 1998 verstorbenen Künstlers, mit dem Leiter der Dieter-Roth- 
Foundation Dirk Dobke führte, wird Roths künstlerischer Ansatz in  
seiner gesamten Reichweite verstehbar. Aus der Perspektive  
persönlicher Zeugenschaft wird erläutert, wie zielgenau Dieter Roth  
über die Umkehr der Bewahrlogik des Museums das Wertesystem des  
Kunstmarktes zu unterwandern und in seiner Agressivität hervorzukehren  
verstand:
"Wahnsinn in Tüten": http://www.thing-hamburg.de/index.php?id=895

Cornelia Sollfrank folgte dieser Spur auf der Ebene der  
Veröffentlichung. Die von ihr initiierte Pressekampagne lancierte das  
Thema u.a. dorthin, wo es aus einer kulturkonservativen Sicht heraus  
nicht hingehört und doch seinen Platz gefunden hat: In den Katalog  
gefährdeter Kulturgüter, herausgegeben von ICOMOS, der internationalen  
Organisation, die sich weltweit für Schutz und Pflege von Denkmälern  
und die Bewahrung des historischen Kulturerbes einsetzt.
"The Schimmel Files": http://www.thing-hamburg.de/index.php?id=838

Die Reste dieser Geschichte wahrnehmbar zu machen und die Erinnerung  
an sie wach zu halten, scheint weiterhin die Aufgabe jener zu sein,  
die sich mit der oft unrühmlichen Rolle lokaler (Kultur-)Politik nicht  
abfinden wollen.

Rahel Puffert