[rohrpost] Re: rohrpost Nachrichtensammlung, Band 131, Eintrag 17

-g- mail at georgklein.de
Fre Jan 31 09:41:23 CET 2014


100 Kunstsklaven arbeiten für den Kurator, der dafür ein fürstliches Gehalt bekommt und ein Hochglanzprospektheft damit finanziert.

Nicht nur 2 Tage Arthack sondern auch noch 4 Tage Präsentation wie auf einem Jahrmarkt (oder sollte ich sagen: Pferdemarkt ?), also insgesamt 6 Tage x 100 Künstler = 600 Tage unbezahlte Arbeitszeit. Eine hervorragende Bilanz. Jedes Wirtschaftsunternehmen träumt davon, so effektiv zu sein, Herr Bonik. Das hat mit der Realwirtschaft wenig zu tun. Damit werden sogar Billiglohnländer wie Bangladesh unterboten. 
Natürlich kann man als Künstler ohne Honorar arbeiten. Aber es kommt auf den Kontext an, in dem das passiert.

Und das hier ist einfach würdelos.

-g-

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Am 31.01.2014 um 01:21 schrieb Jorn Ebner:

> Lieber Manuel,
> 
> also ist Kunst Deiner Meinung nach eine Sache, die sich nur innerhalb eines kaufmännischen / kapitalistischen Systems regelt (?)
> 
> Die Transmediale kann stattfinden, aber nicht weil sie innerhalb dieses Angebot-Nachfrage-Systems agiert, sondern vor allem durch staatliche Förderungen (Bundeskulturstiftung). Wenn sich, wie in dem Artikel von Tilman zu lesen war, Veranstalter damit brüsken, dass man die Künstler nicht bezahlt, weil das irgendwie sonst uncool wäre, dann finde ich das schockierend. Tilman zitiert: 'Würde man den Teilnehmern etwas bezahlen, würde das den ganzen Charakter des Events zerstören.' Also irgendwie Nicht-Kunst für die Kunst-Ausstellung und weil das Nicht-Kunst ist, brauch sie auch nichts von den Bundeskulturgeldern abbekommen?
> 
> Auch in Anbetracht der verschiedenen Aktvitäten der 'Freien Szene' etwas vom Topf der zahlenden Touristen abzubekommen oder der alten Forderungen nach Ausstellungshonoraren (hatte Die Linke sogar in ihrem Wahlkampfprogramm letztes Jahr), und so weiter, finde ich es zynisch, wenn ein Aushängeschild der Medienkunst in Berlin damit hausieren geht, nichts an Teilnehmer zu zahlen, die sie ja auch noch einladen.
> 
> In dem Artikel kommt das für mich so rüber, als sei das eben cool: bisschen Art bisschen Hack bisschen Day, das glüht nach, kostet nicht so richtig viel Geld und ist auch echt kritisch gegenüber der NSA, oder so.
> 
> Beste Grüße
> 
> Jorn
> 
> 
> Am 30.01.2014 um 20:40 schrieb micmix:
> 
>> lieber manuel,
>> 
>> ach du jammerant, weisste nicht, dass das 'bafög' nur für die
>> vereinsmeierInnen da ist? nicht für die freien künstlerInnen, die nix
>> verdienen und trotzdem kunst machen, oder das was sie als solche im
>> sinne duchamps bezeichnen? im übrigen, man muss nicht überall
>> mitschleimen, mitmachen, muss man nicht.
>> 
>> liebe rottten grüsse
>> mic mikina
>> 
>> 
>> On Thu, 30 Jan 2014 20:33:00 +0100
>> Manuel Bonik <manuel at nightacademy.net> wrote:
>> 
>>> Hallo, Jorn!
>>> 
>>> Deine Fragen können m. E. alle mit Ja beantwortet werden (sag ich mal,
>>> völlig unabhängig von Tilman). Hängt mit Angebot und Nachfrage zusammen.
>>> 
>>> Wenn man - im Sinne des Finanzamts - ernsthafte Erwerbsabsichten hat im
>>> Beruf des Künstlers, sollte man damit auch tatsächlich Geld verdienen.
>>> Das geht mitunter auch, wenn man gewisse Regeln beherzigt und ein paar
>>> Tricks beherrscht. Einen gibt's hier gratis: Nicht in der Öffentlichkeit
>>> jammern, dass man mit Kunst kein Geld verdient.
>>> 
>>> Wenn es nicht geht, ist es - im Sinne des Finanzamts - tatsächlich ein
>>> Hobby. Schlimm?
>>> 
>>> Ich find's nicht schlimm. Profi-Kunst kann so furchtbar schleimig machen.
>>> Das Antichambrieren, die Blowjobs ... Brrrr!
>>> 
>>> Manuel
>>> (Vizepräsident des Vereins zur Abschaffung des Künstler-Bafögs)
>>> 
>>> -- 
>>> Manuel Bonik <manuel at nightacademy.net>
>>> 
>>> 
>> 
>> 
> 
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