[WOS] Thema fuer WOS?
Michael Fischer v. Mollard
wos@mikrolisten.de
22 Sep 1999 01:55:12 +0200
Stefan Merten <smerten@dialup.nacamar.de> writes:
> Einige Gedanken.
>
>
> Ich hatte schon in meiner Eingangs-Mail darauf hingewiesen, daß zu der
> beobachtenden Gewalttätigkeit - um nicht von verbaler Verrohung zu
> sprechen - sicher auch die verengten Kommunikationskanäle, die daraus
> rührende Anonymität und - kommt mir gerade - auch das eigentümlich
> asynchrone Aufeinandertreffen der Konfliktparteien beitragen.
Vieleicht bin ich noch nie in einen richtigen flamewar geraten, aber
Deine Formulierungen erscheinen mir doch etwas übertrieben. Nicht das
ich den Tonfall aller flames für angemessen halte, aber es gibt auch
Leute, die ein banales RTFM für ein boshaftes flame halten.
> Daß also die OS-Szene von (weitgehend phantasierter) Gewalttätigkeit
> dominiert wird, finde ich schon einen wichtigen Punkt, der BTW auch
> dazu beitragen dürfte, daß die WOS eine fast reine
> Junge-Männerveranstaltung war. Nach meiner Erfahrung wenden sich
> Frauen vernünftigerweise eher von solchen Kreisen ab, als (junge)
> Männer. Ich hoffe übrigens, hier zu überspitzen :-} ...
Das tust Du wirklich, und was Du da schreibst kommt für meinen Geschmack
einem flame schon ziemlich nahe, auch wenn Du Deine Beleidigungen in
wohlgesetzte Worte kleidest. "Die OS-Szene [wird] von [...]
Gewalttätigkeit dominiert", das ist doch wohl nicht Dein Ernst, oder?
> Und dann habe ich aus der Debatte gelernt, wie stark die Ausgrenzerei
> ist - sogar hier öffentlich vertreten... Booh, Mann, ey, das hatte ich
> nicht erwartet! Aber in der Tat ist das genau das, was ich auch in
> meinen Erlebnissen wahrgenommen habe.
>
> Ok, die Szenen, aus denen unter anderem Gnu/Linux entspringt, scheinen
> also eine Tendenz zu haben, Menschen auszugrenzen, die (noch) nicht
> den technischen Sachverstand erreicht haben wie die Obergonz@s. Nur
> eine Fußnote scheint mir dabei zu sein, daß dieser fehlende
> Sachverstand offensichtlich bei jeder vorausgesetzt wird, die nicht
> bereits das Gegenteil bewiesen hat.
Es geht nicht darum, Menschen auszugrenzen, die (noch) nicht den
technischen Sachverstand haben. Es geht um Leute, die nicht willig sind,
sich zu informieren und statt zu lesen ein posting der Form "HELFT MIR
SOFORT ODER WISST IHR ETWA NICHT WIE DAS GEHT ICH HABE DAS SCHON DREIMAL
GEFRAGT UND KEINER HAT GEANTWORTET. ANTWORT PER EMAIL, DA ICH DIE GRUPPE
NICHT LESE" (das war jetzt die Zusammenfassung einiger der
unerfreulichsten Fragen, die ich gesehen habe) schreiben. Solche Leute
gehen mit einer Anspruchshaltung an freie Software, die zumindest mit
meiner Auffassung von freier Software als gegenseitigem Geben und Nehmen
von Informationen (Programmquellen sind in diesem Sinne auch
Informationen) aufs Äusserste widerspricht.
> Nun ist mir zwar bewußt, wie langweilig die eine oder andere Frage
> sein kann. Allerdings habe ich bisher nie die Notwendigkeit gesehen,
> darauf mit verpiss-dich-und-lies-erst-mal-deinen-Marx! reagieren zu
> müssen. Dies ist allerdings genau das, was hier mit der Netiquette
> gemacht wird. Daß dies weder eine Marx'sche Position noch eine der
> Netiquette sein kann - und schon gar nicht in diesem Tonfall -, wirft
> m.E. ein deutliches Licht auf die, die glauben, sich solcher Mittel
> bedienen zu müssen.
Es ist nicht nur im Sinne der Netiquette (bis auf die ersten drei
Wörter), sondern auch im RL durchaus üblich. Falls man etwas nicht
versteht/weiss, denkt man erst selber darüber nach und versucht sich zu
informieren. Wenn man nicht weiterkommt, fragt man jemanden, der sich
damit auskennt. Aber nicht sofort und nicht immerzu, oder würdest Du
Deinen Zeitungsverkäufer bitten, Dir die Börsendaten vorzulesen, weil
Dir das Blättern zu anstrengend ist?
Bei manchen Fragern im Usenet hat man das Gefühl, sie täten das. Oder
sie halten das Usenet nicht für ein Netz von Menschen, die freiwillig
helfen und möglicherweise auch noch etwas anderes tun wollen, sondern
für eine Datenbank, die ihnen nach Anfrage eine Antwort liefert.
> Fatal wird es allerdings dann, wenn sie sich derart gegen andere,
> vielleicht neugierige Außenstehende wenden. Nehmen wir mal den
> verbreiteten Wert der Demokratie als Maßstab, so handelt es sich bei
> diesem Verhalten um schlimmste Technokratie.
Es geht nicht um neugierige Aussenstehende. Es geht um Leute, die
bedient werden wollen, ohne sich selbst an Regeln zu
halten. Z. B. Leute, die in einem Zweizeiler an die de.admin Gruppen
schreiben "macht mir mal eine Gruppe zum Thema XXXX"
> Dagegen hilft übrigens
> auch nicht der Einwand, daß sich jedeR aus den vorhandenen Quellen
> selbst informieren kann.
Doch, der Einwand hilft, denn die Möglichkeit, sich aus vorhandenen
Quellen (man Pages, Howtos, FAQs, deja news, source) zu informieren ist
der wirkliche Fortschritt an open source: Man hat wirklich alle
Informationen da, auch wenn es möglicherweise etwas mühselig ist, sie zu
erschliessen. Aber wer die Mühen scheut, der kann auf kommerzielle
Systeme zurückgreifen, da hat man mehr Komfort, aber weniger Freiheit.
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